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für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit (IKFN)


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Gerade erschienen:

  • Band 27: Siegrid Westphal/Stefanie Freyer (Hg.): Wissen und Strategien frühneuzeitlicher Diplomatie München/Wien 2020.

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Justus-Liebig-Universität
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bibliothek altes Reich - baR

Reihenprogrammatik

Das sich 2006 zum 200. Mal jährende Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation bietet den äußeren Anlass für die Begründung der Reihe "bibliothek altes Reich - baR". Die Reihengründung versteht sich freilich nicht als pflichtmäßig absolvierter, kurzatmiger Tribut an ein Jubiläumsjahr, sondern als eine innovative, langfristig angelegte Plattform für Veröffentlichungen zur Geschichte des Alten Reichs.

Die Reihe "bibliothek altes Reich - baR" betritt in mehrfacher Hinsicht Neuland. Vier Ziele sind mit der Gründung der ausschließlich der Geschichte des Alten Reichs verpflichten Reihe verbunden: erstens, die Stimulierung der inhaltlichen und methodischen Neuausrichtung der Erforschung der Reichsgeschichte, zweitens, die Etablierung einer Plattform zur Bündelung der Forschungsdiskussion zu diesem Thema und drittens, die Einführung eines Instruments zur Verbreitung von Wissensbeständen über das engere Fachpublikum hinaus. Viertens soll mit der "bibliothek altes Reich - baR" ein alternatives Konzept der "wissenschaftlichen Reihe" umgesetzt werden.

Impulse für die neue Reichsgeschichte

An erster Stelle ist die Gründung der Reihe "bibliothek altes Reich - baR" als Impuls für die interdisziplinäre Behandlung der Reichsgeschichte und deren Verknüpfung mit neuen methodischen Ansätzen konzipiert. Nachdem es lange als bloße Negativfolie für den Aufstieg des preußisch-deutschen Machtstaates gedient hatte, ist das Alte Reich nach dem Zweiten Weltkrieg in geradezu spektakulärer Weise als Friedens- und Rechtsordnung rehabilitiert worden. Doch die beeindruckende Vielzahl von Arbeiten, die in den letzten Jahrzehnten zur Geschichte des Alten Reichs erschienen ist und zu der die rechtshistorische Forschung in besonderem Maße beigetragen hat, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Behandlung der Reichsgeschichte weitgehend in merklicher Isolation von neuen Fragestellungen verharrt. Innovative methodische Ansätze etwa aus der Anthropologie, der Geschlechtergeschichte, den Kulturwissenschaften oder der Kommunikationsforschung werden zwar mit Gewinn für die Untersuchung verschiedenster Teilaspekte der Geschichte des Alten Reichs genutzt, aber vergleichsweise selten auf das Alte Reich als einem einheitlichen Herrschafts-, Rechts-, Sozial- und Kulturraum bezogen.

Plattform für Forschungsdiskussionen

Die Reihe "bibliothek altes Reich - baR" ist dagegen bewusst als Forum für Veröffentlichungen gedacht, deren Gegenstand bei unterschiedlichsten methodischen Zugängen und thematischen Schwerpunktsetzungen das Alte Reich als Gesamtzusammenhang ist bzw. auf dieses bezogen bleibt. So nutzt der Einstiegsband "Lesebuch Altes Reich" die historische Semantik als methodischen Schlüssel zur Erschließung zentraler Themenfelder der Geschichte des Römisch-Deutschen Reiches. Der zweite Band der Reihe, "Ein Weltbild verliert seine Welt. Der Untergang des Alten Reichs und die Generation 1806" stellt die traditionelle Vorstellung vom sang- und klanglosen, gleichsam überfälligen Ende des Römisch-Deutschen Reichs radikal in Frage. Gegenstand des dritten Bandes "Die Reichsstadt Frankfurt als Rechts- und Gerichtslandschaft im Römisch-Deutschen Reich" ist der Frankfurter Ausschnitt des Alten Reichs als eines territorien- und herrschaftsübergreifenden Rechtsraums sein. Weitere in Vorbereitung befindliche Bände verknüpfen die Reichsgeschichte mit methodischen Anstößen aus der Imperien-, Institutionen- und Geschlechterforschung.

Interdisziplinärer Anschluss

Unmittelbar mit dem Ziel verbunden, mit der "bibliothek altes Reich - baR" eine Plattform für methodisch innovative und interdisziplinäre Forschungen zur Geschichte des Alten Reichs zu etablieren, ist das Anliegen, die Diskussion zu diesem Thema zu bündeln und damit stärker sichtbar zu machen. Durch die exklusiv auf die Geschichte des Alten Reichs ausgerichtete Reihe soll das Gewicht des Alten Reichs als Gesamtzusammenhang in der historischen Forschung gestärkt werden. Die Konzentration auf das Alte Reich als den zentralen Gegenstand der Reihe soll auch einen Beitrag leisten zur Integration von Arbeiten, die in historischen Sub- und Nachbardisziplinen durchgeführt werden, in einen breiten historischen und kulturwissenschaftlichen Forschungs- und Diskussionszusammenhang. Gerade von der Fortsetzung und Intensivierung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen allgemeiner und Rechtsgeschichte, wie sie bereits bei der Erforschung der beiden obersten Reichsgerichte praktiziert wird, kann die Reichsgeschichte nur profitieren. Erkenntnisgewinne sind aber auch von der stärkeren Einbeziehung historischer Sub- und Nachbardisziplinen wie der Kirchengeschichte, der jüdischen Geschichte, der Kunstgeschichte oder den Literatur- und Kulturwissenschaften zu erwarten.

Wissenspopularisierung

Die Reihe "bibliothek altes Reich - baR" versteht sich nicht nur als Anstoß zur inhaltlichen und methodischen Neuausrichtung der Reichsgeschichte, sondern sieht es auch als ihre Aufgabe an, einen Beitrag zur Wissenspopularisierung/zur Verbreitung von Wissensbeständen über ihren Gegenstand zu leisten. Die Schere zwischen Fachwissenschaft einerseits und dem breiteren an historischen Fragen interessierten Publikum andererseits lässt sich an den Forschungen zur Reichsgeschichte und deren Rezeption geradezu exemplarisch belegen. An den Schulbüchern etwa ist die Konjunktur, der sich das Reichskammergericht in Fachkreisen bereits seit längerer Zeit erfreut, weitgehend vorübergegangen, vom Reichshofrat ganz zu schweigen. Die Reihe "bibliothek altes Reich - baR" sieht ihre Rolle auch in der Herstellung eines kurzen Weges zwischen wissenschaftlicher Innovation und deren Verbreitung. Neben primär an das engere Fachpublikum adressierten Monographien, Sammelbänden und Quelleneditionen, mit denen wissenschaftliches Neuland betreten wird, publiziert die Reihe "bibliothek altes Reich - baR" als zweites Standbein auch Bände, die in Anlehnung an das angelsächsische textbook der Systematisierung und Verbreitung vorhandener Wissenbestände dienen.

Schießlich noch ein Wort zur wissenschaftsorganisatorischen bzw. wissenschaftspolitischen Positionierung der Reihe "bibliothek altes Reich - baR". Verschiedene Institutionen - allen voran die Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung und das Netzwerk Reichsgerichtsbarkeit - haben auf unterschiedliche Weise zur Gründung der Reihe einen Beitrag geleistet haben. Gleichwohl versteht sich baR als ein grundsätzlich institutionsunabhängiges Unternehmen. Damit soll bewußt ein alternatives Modell zu den immer häufiger anzutreffenden Reihen getestet werden, die unmittelbar an wissenschaftliche Einrichtungen angebunden und damit auch deren Sachzwängen unterworfen sind. Unabhängigkeit wird die "bibliothek altes Reich - baR" nicht nur gegenüber Institutionen, sondern auch gegenüber Personen anstreben. Über die Annahme von Manuskripten werden die Herausgeber nicht alleine, sondern auf der Grundlage eines transparenten, nachvollziehbaren peer-review Verfahrens, das gerade in der deutschen Wissenschaftsgemeinschaft zwar ständig eingefordert, in den Geisteswissenschaften jedoch vielfach noch nicht realisiert worden ist, entscheiden.

Bislang sind folgende Bände erschienen